Reben biegen
Der Rebschnitt ist fast geschafft und die Winzer sind dabei die fertig geschnittenen Reben zu biegen und zu binden. Was das bedeutet und warum man Reben biegt wird in diesem Artikel näher erläutert.
Die Rebe ist eine rankende Pflanze und braucht aus diesem Grund als Unterstützungsvorrichtung ein Drahtgerüst. Das sogenannte Biegen bezeichnet den Arbeitsschritt, in dem der Winzer die angeschnittene Fruchtrute über den dafür vorgesehen Draht biegt. Hierbei gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Die gängigsten Methoden sind die Halbbogen- und Flachbogenerziehung. Bei der Halbbogenerziehung wird die Fruchtrute über den ersten Draht gebogen und am zweiten, unteren Draht mit einer Bindezange angebunden.
Die Flachbogenerziehung hingegen benötigt lediglich einen Draht, um den der Trieb einmal gewickelt wird und dann am Ende durch die Bindezange befestigt wird. Beide Erziehungssysteme haben ihre Vor- und Nachteile und es bleibt schlussendlich dem Winzer überlassen, was er als die sinnvollste Methode ansieht. Doch warum macht man sich diese Mühe, wenn der Trieb doch eigentlich von ganz allein stehen bleibt?
Das liegt vor allem an der sogenannten Apikaldominanz. Die Rebe ist ein Lianengewächs und möchte möglichst in die Höhe wachsen. Hierfür versorgt sie die Augen (Knospen) am Ende der Fruchtrute n mit den meisten Nährstoffen, um ein maximales Höhenwachstum zu gewährleisten. Durch das Biegen über oder am Draht entlang wird diese Apikaldominanz, also der Drang die äußersten Knospen mit den meisten Nährstoffen zu versorgen, gebrochen. Es entsteht ein Saftstau, der dafür sorgt, dass die Augen am Anfang der Fruchtrute genauso viel Nährstoffe bekommen, wie die Augen am Ende der Fruchtrute. Dadurch werden die späteren Triebe und auch die zukünftigen Trauben gleichmäßig versorgt und es kann eine gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Aber nicht nur das Brechen der Apikaldominanz ist das Ziel des Biegens und Bindens, sondern auch die Erleichterung der Folgearbeiten wie zum Beispiel das Teilen von Trauben zur Ertragsregulierung oder auch das Entblättern der Traubenzone zur Prävention vor Pilzen.